Tischlein deckt dich …

Zeig mir deinen Kühlschrank und ich sag dir wer du bist. Unter diesem Motto wagten Carrie Solomon und Adrian Moore einen Blick in die Kühlschränke von Europas Spitzenköchen. In Italien, Frankreich, Schweden, Finnland, Belgien, Deutschland, Spanien, Großbritannien und Dänemark besuchten sie 40 Köche aus großen und kleinen Restaurants und ließen sich deren Geschichte erzählen.

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Kein Kühlschrank ist wie der andere – innen wie außen. Heute sind das ja unter Umständen Hightech-Modelle, mit denen der glückliche Besitzer beinahe schon zum Mond fliegen kann. Innen drin fliegt einem auch ab und an mal was entgegen – vergessene Essensreste, abgelaufene Joghurts, verdorbenes Gemüse … Kennen wir doch alle.

So ein Küchenchef ist sicherlich super organisiert in seinem Kühlschrank – denken wir. Naja, nicht ganz. Die einen arbeiten so viel, dass der heimische Kühlschrank so mager daherkommt wie die Wüste Gobi. Andere haben noch einige Mitbewohner – meistens Ehepartner und auch mal Kinder – die zuhause ebenfalls um die Herrschaft den Kühlschranks kämpfen. Da landet dann plötzlich die Schokomilch neben dem Champagner, der Babybrei bei den Jakobsmuscheln, Fruchtzwerge neben Edelkäse.

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Bei manchen herrscht totales Durcheinander, andere sind penibel und sortieren fein säuberlich alles zueinander, wieder andere zeigen ein Sammelsurium an liebevoll Eingemachtem oder eine ordentliche Ladung an frischem Gemüse.

Erstaunlich auch: In allen Kühlschränken findet man Sachen, die im Kühlschrank eigentlich überhaupt nichts verloren haben. Rotwein zum Beispiel. Oder die schon erwähnten, eingemachten Lebensmittel – eigene sowie gekaufte wie Dosentomaten. Obst, wie Mandarinen, Bananen und Äpfel. Nutella. Mandeln und Mehl.

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Das lässt vor allem den Eindruck aufkommen, dass die Bilder zumindest in gewissem Maße inszeniert sind. Na gut – das war aber irgendwie auch klar. Nur: Dann verfehlt das Buch irgendwie seinen Sinn. Wir blicken nicht wirklich in die Kühlschränke der Küchenchefs, sondern eben in die Version, die sie uns sehen lassen wollen. Schade eigentlich – steht der abgebildete Kühlschrankinhalt auch nicht unbedingt in Zusammenhang mit den vom Koch beigesteuerten Rezepten.

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Aber: Wer lässt sich auch gerne so ganz spontan in den Kühlschrank schauen? Nicht jeder putzt den wöchentlich und bei manchem liegt eben auch mal was verdorbenes drin. Sprich: Allein schon die Ankündigung der Fotografen hat zumindest einmal alle Kühlschrankbesitzer zum Aufräumen und putzen genötigt. Und danach ließen sie eben drin, was sie für repräsentativ hielten. denn: Welcher Küchenchef lässt im Alltag denn unverpackten, rohen Fisch im Kühlschrank liegen, zwei Fächer über ebenfalls unverpacktem Weichkäse und Eiern?

Die Idee des Buches ist nett, die Umsetzung ist schwierig, denn die Authentizität ist nur schwer zu halten. Die Frage, ob das Kochbuch gefällt steht und fällt mit der Erwartung an eben jeden authentische Darstellung des Dargestellten.

Das Buch gibt’s hier


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3 Kommentare

  1. I.Leonhardt

    Wo gibt es ROHE Klöse im Raum 50259 ? Im Kaufland Pulheim leider nicht.
    Die Rezepte von HENGLEIN sind interessant. Die Vorschläge für ROHE Klöse habe
    ich 2 mal gefunden. Wer hat Erfahrung mit den ROHEN Klösen! Eine Freundin aus
    dem Raum München hat mich aufmerksam gemacht speziell auf die Rohen Klöse !!
    Ich freue mich auf eine Antwort! Vielleicht sogar von der Familie HENGLEIN ?
    Mit freundlichen Grüßen! I.Leonhardt
    50259,am 04.02.2016

  2. Ich glaube, da ist wirklich eine Menge dran. Ich bin mir sicher, dass man allein durch einen Blick in den Kühlschrank den Studenten vom Hafenarbeiter vom Büroangestellten von der alleinerziehenden Mutter unterscheiden kann – das sei mal ganz ohne Stereotypen dahingestellt. 🙂

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