Ein Besuch in der Gendarmerie Berlin

Vorigen Donnerstag war ich im Hauptstadtrestaurant Gendarmerie zu Gast. Von außen ein schönes, aber für Berlin nicht ungewöhnliches Gebäude. Dann der Schritt nach innen. Der erste Eindruck: gigantisch. Ein einziger großer Raum, der durch ein wahrhaftig gigantisches Holzrelief von Jean-Yves Klein dominiert wird.

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Das Werk heißt Bacchantal und bildet eine dem Namen entsprechende bachantische Orgie ab. Üppige nackte Körper, kräftige Farben, Brüste, die Fantasie kommt auf Touren. 5 Meter Höhe und 14 Meter Breite klingen schon beeindruckend, aber es zu sehen und zu spüren ist völlig anders.

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Dominanz darf nicht falsch verstanden werden: Das Werk beherrscht den Raum nicht wie eine Domina ihren Schüler, sondern es ist einfach da. Man muss sich nicht belästigt fühlen von seiner Präsenz. Man kann es genießen. Und man kann auch die Augen wieder abwenden.

Man geleitet mich auf meinen Platz. Die Uniformen der Kellner mit altertümlichen Hosenträgern machen einen besonderen Reiz aus. Es ist kein anbiederndes Vintage, kein zwanghaftes Muss. Kein Karneval, kein Kostüm. Es passt zur Gendamerie.

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Ich wähle auf Empfehlung eine Kalbsleber nach „Berliner Art“ auf glasierten Äpfeln und Röstzwiebeln mit cremigem Kartoffelpüree, man reicht mir dazu einen passenden Rotwein: kräftig, dunkel.

Das Fleisch ist zart und aromatisch, nicht zu durchgebraten, etwas bitter – wie eine Leber sein soll. Der zugehörige Kartoffelbrei ist sämig, nicht zu milchig, man schmeckt die Kartoffel. Die Äpfel sind noch etwas knackig, bissfest sozusagen. Der Rotwein passt perfekt: Er ist stark und kräftig, übertüncht dabei aber nicht das Fleisch. Ich schmecke Kirsche und Holz, und auch etwas Zimt.

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Die Gäste sind wunderbar. Kultiviert und aus aller Welt. Ich höre Gespräche auf Deutsch, Englisch, Chinesisch und ich bilde mir ein auch eine osteropäische Sprache zu hören. Eine weitere Erkundung verbietet die Höflichkeit.

Zum Nachtisch vertraue ich ganz der Empfehlung. Ich werde überrascht mit gebratener Mango an Erdbeeren, Minze und Zitroneneis.

Es ist eine Offenbarung.

Die Leber wird gleichsam mit ihrem Gegenstück ausgespielt. Die Aromen kombinieren, verbinden sich. Die Mango ist süß und saftig, man schweigt still und genießt. Natürlich keine billige Süße, sondern erlesene, bestimmte, kluge Süße.

Die Erdbeeren sind so, wie Erdbeeren sein sollen. So rot wie Lippen und so saftig wie eine Wiese nach einem Sommerregen. Das Zitroneneis bietet pure Erfrischung, die Minze ist ein völlig unerwarteter Kontrapunkt.

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Die Bedienung ist vorbildlich: Ich muss auf mein Essen kaum warten, wenn mein Glas leer ist, wird unmittelbar Wasser nachgeschenkt. Die Gäste sind zufrieden, sie amüsieren sich und machen Fotos. Ein gemeinsames Glück, einen schönen Abend zu verbringen. Vom Kurzarmhemd bis hin zum Abenddress ist alles zu sehen, das Alter reicht von 20 bis 70 plus. Der Lärmpegel ist nicht hoch, die Atmosphäre wird geprägt durch Gemurmel und angeregte Gespräche.

Hier kann man glücklich sein. Eine Stunde verging wie ein Wimpernschlag. Nach dem Essen sitzt man und freut sich mit anderen Menschen.

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Ich hatte das Privileg, von dem stellvertretenden Restaurantchef Fabian Winkler durch die Räumlichkeiten der Gendarmerie geführt zu werden. Das Prunkstück der Gendarmerie ist unbestreitbar die Austernbank, die in einem ehemaligen Tresor hergerichtet wurde. Für 180 Personen ist Platz, die Exklusivität lässt sich schon am Namen ablesen.

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Zum Abschluss empfahl mir Fabian Winkler noch einen Whiskey, den MacAllan Amber. Ein runter Whiskey, kräftig, nicht scharf. Natürlich aus Schottland, ein Single Malt. Ich finde, dass er fast schon Cognac-artig ist, so leicht zu trinken ist er. Der Nachtisch wird noch einmal ergänzt und aufgerufen, der Geschmack ist nussig, etwas Karamell, kaum Rauch.

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Hinweis: Ich wurde von der Gendarmerie eingeladen, ansonsten erfolgte keine Vergütung.


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