Mehr Buch als Kochbuch

Wir erschließen uns fremde Kulturen vorwiegend über die landestypische Küche. Und so vermittelt uns Birgit Weidt die kreolische Kultur, die ihr sehr am Herzen liegt, auf eben diesem Wege. Denn das ist schnell klar beim Blick in „Das kreolische Kochbuch“: Die Journalistin hegt viel Sympathien für die Inseln, schreibt liebevoll über die Menschen und ihre Rituale. Wir sind Teil einer Herzensangelegenheit.

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Leckeres von Fisch und Fleisch

Also nimmt Weidt uns mit in die Küche. Die Vorspeisen sind sehr fischlastig – wie sollte es bei einem Inselstaat auch anders sein. Avocado-Stockfischpüree und Thunfisch-Maracujamousse klingen aber ganz gut. Vegetariern bleiben bei Weidt aber generell nur die Beilagen. Die machen dafür Appetit. Ich entscheide mich für Zitronensalat mit Chili und Jamspüree.

Weidt kocht als nächstes Fleisch, vor allem Hühnchen, aber unter anderem auch Ziege, Lamm und Schwein. Der Traditionell Karibische Eintopf und die Ente mit Vanille machen neugierig. Gleiches gilt für die Rezepte im Fisch-Kapitel. Ich würde Garnelen im Limettensud und Snapperfilet in Koriandergrün probieren.

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Reistagebuch mit Fernweh-Charakter

Die Zutaten sind landestypisch aber nicht extravagant und gehören heutzutage wohl in jede gut sortierte Küche. Auch die Zubereitung bedarf keiner besonderen Vorkenntnisse. Natürlich sollte der Fisch vom Händler des Vertrauens stammen, aber das versteht sich vermutlich von selbst. Auch Ziege oder Kaninchen findet sich vielleicht nicht bei jedem Metzger – da muss man dann eventuell doch ein bisschen suchen.

Die sehr schönen Bilder zeigen nicht immer das im Rezept beschriebene Gericht. Stattdessen ergänzen sie eher mit Eindrücken aus dem Leben der Menschen und unterstreichen den Reisetagebuch-Charakter. Jedes Kapitel schließt mit einer Geschichte, die den Leser (oder Koch) weiter auf die Reise über Martinique, La Reunion und Guadeloupe einstimmen. Wir erfahren mehr über Kurkuma, über Salz und Vanille, aber auch, wie ein richtiges, kreolisches Picknick auszusehen hat, zu dem sich die Menschen jeden Sonntag treffen.

Der gute Rum

Natürlich gehören zur kreolischen Küche auch Desserts, die sind sehr fruchtig, mit Papaya, Ananas und Grapefruit. Das passt zum warmen Klima und wäre tatsächlich etwas für den Sommer, wenn kühle und leichte Nachspeisen die schweren, sahnigen ablösen. Wie wäre es da mit einem Kokosflan oder einer Papayatarte?

Den Abschluss bildet schließlich ein Kapitel zu Cocktails und Säften. Besonders der gute Rum kommt dabei zum Einsatz, der auf zahlreiche Früchte trifft. Ti Punch oder Shrub klingen sehr gut, aber auch der alkoholfreie Marajuca-Mandel-Cocktail oder der Liebestrunk machen durstig. Wer gerne Cocktails trinkt und guten Rum schätzt, wird dieses Kapitel lieben.

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Fazit

Birgit Weidts Kochbuch trägt nicht umsonst den Untertitel „Bilder, Geschichten, Rezepte aus La Reunion, Guadaloupe und Martinique“. Denn es ist mehr Buch, als Kochbuch, gespickt mit zahlreichen Erzählungen über die Inseln, die Menschen und ihre Kultur. Das Inhaltsverzeichnis strotzt zwar vor Rezepten, die zahlreichen Geschichten nehmen aber recht viel Platz ein. Das ist nicht schlecht, denn die Geschichten lesen sich schön und die Bilder von Strand und Meer machen Fernweh. Aber es macht aus dem Kochbuch eben mehr ein Buch.

Buchfakten

Birgit Weidt: Das Kreolische Kochbuch – Bilder, Geschichten, Rezepte aus La Reunion, Guadeloupe und Martinique
Umfang: 160 Seiten
Format: 17,4 x 2 x 24,1 cm
Ausstattung: Broschiert
Verlag: Verlagshaus Jacoby & Stuart GmbH
ISBN: 978-3942787475
Gebundener Ladenpreis: 19,95 €


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